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Angelika Jäckel

Angelika Jäckel

Hallo, Frau Jäckel! Wie fühlt es sich denn da oben an?
Nicht wirklich anders als „da unten“. Schön an der Führungsebene ist jedoch tatsächlich, dass ich nun deutlich mehr in strategische Prozesse eingebunden bin und das macht einen Riesenspaß! Die Mitgestaltung der Unternehmensentwicklung erfüllt mich.

Stammen Sie ursprünglich aus der Versicherungsbranche?
Ja, ich bin tatsächlich direkt nach dem Abitur in der Versicherungsbranche gelandet. Das war wirklich reiner Zufall. Ich hatte mir natürlich Gedanken gemacht, wo die Reise mal hinsoll. Ich stamme aus einer bürgerlichen Familie, das Finanzieren des Studiums stellte also schon eine kleine Herausforderung dar. Im Grunde blieb mir dann nur der Weg eines dualen Studiums. Im Rhein-Neckar-Raum gab es ein paar aufstrebende Unternehmen, das war damals Marschollek, Lautenschläger & Partner (MLP) und SAP. Ich hatte mich dann für MLP als Finanzdienstleitungsunternehmen entschieden und bin dann sozusagen in die Versicherungsbranche reingeschlittert.

Unsere Branche wird ja eher als sehr männerdominiert wahrgenommen. Wie ist da Ihr Empfinden?
Grundsätzlich stimme ich zu. Es ist tatsächlich so, dass auch bei uns viele Männer in den Führungspositionen arbeiten. Unter den ca. 15 Hauptabteilungsleitern haben wir drei Frauen. Was ich aber auf keinen Fall sagen kann, ist, dass dadurch Frauen unterdrückt werden oder ähnliches. Ich bin nicht unbedingt begeistert von der Frauenquote. Grundsätzlich finde ich es natürlich gut, dass es in den Fokus gerückt wird und dadurch ein Bewusstsein geschaffen wird. Wir Frauen tun natürlich den männerdominierten Runden ausgesprochen gut. Aber ich persönlich möchte aufgrund meines Geschlechts keine Position bekommen, sondern aufgrund meiner Eigenschaften, die ich mitbringe. Wenn es eben für eine Position einen besseren Mann gerade gibt, dann sollte er die Position besetzen dürfen und nicht die Quotenfrau. 😉

Haben Sie Familie und Kinder?
Ja, ich habe zwei Töchter, die sind jetzt 17 und 19 Jahre alt. 2003 kam meine erste Tochter auf die Welt und 2004 die zweite. Ich habe dann aber auch relativ schnell wieder gearbeitet: 2006 – damals bei Janitos – bin ich wieder direkt eingestiegen, eine große Pause kam für mich nicht infrage.

Wie bringen Sie Karriere und Familie unter einen Hut? Stellte das für Sie eine Herausforderung dar?
Ja klar ist es schwer. Ehrlicherweise plagte einen, als die Kinder noch klein waren, manchmal das schlechte Gewissen, beispielsweise wenn eine Geschäftsreise anstand. Zum einen hatte ich aber schon immer das Glück, dass ich mit meinen Arbeitszeiten sehr flexibel war. Zum anderen bin ich nicht direkt wieder voll eingestiegen, sondern hatte anfangs meine Stunden reduziert. Wenn die Kinder dann morgens im Kindergarten waren, habe ich meine Termine auf diese Zeit gelegt. Zudem hatte ich auch eine wirklich tolle Tagesmutter, die ca. zweimal die Woche für die Kleinen da war. Natürlich ist auch die Familie ein großer Halt, sprich vor allem mein Mann, meine Eltern und meine Schwiegereltern. Persönlich war es mir sehr wichtig, dass wir zusammen frühstücken konnten und dann abends auch immer zusammen Abendbrot machen konnten. Das war und ist auch heute immer toll und man kann sich prima austauschen.

Mal Hand aufs Herz, was wollten Sie eigentlich mal werden, als Sie noch klein waren? Was war Ihr Traumberuf?
Das hatte sich tatsächlich auch immer mal ein bisschen geändert. Ich hatte damals mit meiner besten Freundin immer gescherzt, dass ich mal Bäuerin werden würde und sie Frisörin. Als ich dann etwas älter wurde, ging der Wunsch eher in Richtung Tierärztin. Aber DEN absoluten Traumberuf hatte ich nicht. Ich hatte dann aber das Glück, dass ich schon immer das machen konnte, was mir Spaß gemacht hat. Als ich ins Berufsleben gestartet bin, habe ich direkt viel Verantwortung bekommen und viel eigenständig arbeiten dürfen. Das hat mich sehr geprägt und dafür bin ich auch dankbar.

War auf Ihrem Weg nach oben etwas Glück dabei?
Ich glaube, das ist immer so! Ich war oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Haben Sie eine große Herausforderung im Kopf, vor der Sie als Führungskraft standen?
Ein Projekt von mir war es, eine Vertriebsunterstützung aufzubauen. Die unterschiedlichsten Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen wurden dann quasi zusammengewürfelt und ich hatte dann die große Verantwortung, aus so vielen individuellen Menschen eine Einheit zu machen. Da muss man natürlich dann auch erstmal schauen: Wie schaffe ich es, dass da die Stimmung gut ist? Wie hole ich alle mit ins Boot? Wie schaffe ich es, dass sich alle wohl fühlen? Wie entwickle ich eine Vision? Wie wollen wir sein? Wer wollen wir sein?

Was gutgetan hat, war ab und an mal das Tempo raus zu nehmen. Das Zielbild muss man kennen und dann die Schritte in kleine Päckchen aufteilen und abarbeiten – so erschlägt einen der große Berg einer Herausforderung nicht. Und genau DAS haben wir dann auch gemeinsam im Team gemacht. Zuletzt stand ich auch wieder vor derselben Herausforderung bei der Übernahme der Hauptabteilung am 01.03.2022. Man lernt auch viel dazu und ich liebe es, mit meinem Team zusammen zu arbeiten, das klappt wirklich toll.

Gibt es Unterschiede in der Akzeptanz Ihrer Führungsposition hinsichtlich der weiblichen und der männlichen Kollegen?
Nein, absolut nicht. Wir behandeln uns alle gegenseitig mit Respekt. Hier spielt das Geschlecht überhaupt keine Rolle.

Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Offen! Was ich persönlich immer sehr wertgeschätzt habe, war ein offener Informationsaustausch. Ich denke, man kann sich dadurch einfach viel besser mit dem Unternehmen identifizieren. Wenn man nur gesiebte Infos an die Mitarbeiter weitergibt, bleiben die Mitarbeiter oft „klein“ und das kann ja nicht Sinn und Zweck einer Führungskraft bzw. eines ganzen Unternehmens sein. Ich habe Interesse daran, junge, coole Leute auszubilden und auch zukünftige Führungskräfte hervorzubringen. Eine Leadingfunktion sollte meiner Meinung nach immer mit einer offenen Informationskultur einhergehen. Die Infos, die ich weitergeben kann, die gebe ich auch weiter. Mir ist es wichtig, den Blick auf das große Ganze zu lenken, nur so können gemeinsame Ziele und gemeinsame Maßnahmen abgeleitet werden, und das eben auch abteilungsübergreifend. Außerdem lege ich großen Wert auf Ideen und Verbesserungsvorschläge aus meinem Team, denn jeder Einzelne in meinem Team ist Experte. Die kennen die Details viel besser als ich. Eine enge, offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit ist einfach super.

Welche Eigenschaften müssten junge Frauen mitbringen, um in der Versicherungsbranche erfolgreich sein zu können?
Das Wichtigste ist der Spaß. Nur wer etwas mit Freude macht, kann meiner Meinung nach erfolgreich sein. Gerade die Versicherungsbranche hat ja oft ein angestaubtes oder auch schlechtes Image. Dabei ist das Thema „Versichern“ ja enorm wichtig! Risiken werden von der Gemeinschaft getragen. Das sogenannte Solidaritätsprinzip. Wenn ich da zum Beispiel an die Berufsunfähigkeitsversicherung denke, das ist eine absolut wichtige und vor allen Dingen, existenzielle Absicherung. Oder ein Beispiel auch mal aus meinem Bereich – die Tierkrankenversicherung: Oft wird darüber geschmunzelt – da es erstmal kein existenzielles Risiko darstellt. Aber wenn dann plötzlich mein Hund von einem Auto angefahren wird, dann kann es sein, dass man auf Anhieb nicht das Geld für eine lebensrettende OP hat. Vor dieser Situation möchte kein Tierbesitzer stehen.

Versicherung insgesamt ist ein wirklich tolles Thema und leistet einen hohen Beitrag. Angesichts dessen sollten Frauen in unserer Branche innovativ sein, sie sollten Ideen entwickeln können und sich trauen, Dinge auch mal anders zu machen. Dasselbe gilt natürlich auch für unsere männlichen Kollegen. Seid offen! Habt neue Ideen, entwickelt neue Produkte und schafft neue Nischen oder Beratungsansätze! Mut ist wohl die Charaktereigenschaft, die wir uns alle wünschen würden.

Insgesamt passiert ja aktuell auch wirklich viel in der Branche. Es gibt viele Start-ups, FinTechs usw. Auch ihnen gegenüber sollte man einfach offen sein und auch mal als Versicherer sagen: „Muss ich immer alles selber bauen oder kann ich auch mal kooperieren?“ Wenn die Idee passt, warum denn nicht?

Stichwort Fortbildung. Wie wichtig schätzen Sie Weiterbildung für das Vorankommen ein?
Das ist sehr wichtig. Man muss nur aufpassen, dass man es nicht übertreibt. Es gibt Menschen, die brauchen das weniger, die lesen viel Fachliteratur und Artikel, und bleiben somit „am Ball“. Es gibt aber auch Menschen, die benötigen eine gezielte Weiterbildung. Ich glaube, das ist nicht pauschal zu beantworten, sondern man sollte hier immer den individuellen Menschen betrachten.

Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Schulungsformen, die extrem wichtig sind – wie die IDD. Logischerweise ist es unerlässlich, sich in der Beratung weiterzuentwickeln und aktuell zu bleiben.

Lassen Sie uns in die Zukunft blicken: Was machen Sie im Ruhestand? Wohin verschlägt es Sie?
Also Langeweile werde ich auf jeden Fall nicht haben. Ich denke da auch aktuell noch gar nicht daran, weil mir meine Arbeit einfach wahnsinnig viel Spaß macht. Wenn ich dann aber doch mal etwas weiterdenke, dann spielen wir mit dem Gedanken, uns ein schönes Ferienaus zu kaufen und die Zeit am Meer zu genießen. Holland ist bei uns ja quasi direkt um die Ecke, das böte sich an. Grundsätzlich möchte ich aber einfach aktiv bleiben und hoffentlich gesund und munter irgendwann mal den Ruhestand genießen.

Möchten Sie unseren Leserinnen noch etwas mit auf den Weg geben?
Schnuppert einfach mal in die Branche, sie ist tatsächlich richtig toll und bietet viele Chancen. Es ist sehr abwechslungsreich, es tut sich gerade so viel, es gibt so viel Entwicklungspotenzial und Themen, die man mit Ideen befüllen kann, wo junge Menschen gebraucht werden. Die Versicherungsbranche ist ein absolutes Zukunftsmodell.