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Andrea Pöhlmann

Hallo, Frau Pöhlmann! Wie fühlt es sich denn da oben an?
Sehr gut! Ich sehe mich in meiner Position allerdings eher inmitten meines Teams. „Oben“ ist da also nicht so ganz richtig, da ich ohne große Hierarchiebarrieren arbeite. 😉 Dazu habe ich einen Chef, der an mich glaubt und mir den Rücken stärkt, und vor allem ein Team, auf das ich mich voll und ganz verlassen kann.
Stammen Sie eigentlich aus der Versicherungsbranche? Wie war ihr beruflicher Weg?
Nein, nicht ganz. Mit 16 Jahren, also 1984, habe ich zuerst eine Ausbildung in der Bank begonnen. Nach der Ausbildung habe ich dort sieben Jahre lang gearbeitet und mich dann entschlossen, in eine komplett andere und für mich neue Arbeitswelt zu wechseln – und zwar als kaufmännische Angestellte einer Tiefbaufirma. Dort war der Ton viel rauer und das Arbeiten manchmal unorganisierter. Das klingt jetzt erstmal nicht so positiv, aber eben durch diese Gegebenheiten konnte ich mich persönlich weiterentwickeln. Nach der Geburt meines Sohnes 1996 legte ich eine kurze Pause ein, da die Tiefbaufirma inzwischen in Konkurs gegangen war. Nach zwei Teilzeitstellen bei Bauträgern bin ich 2007 als kaufmännische Angestellte bei der VEMA eG gestartet, ebenfalls in Teilzeit. Da wir damals noch ein kleines Team von rund zehn Mitarbeitern waren, konnte ich nach und nach verschiedene Bereiche kennenlernen. 2014, inzwischen wieder in Vollzeit angekommen, hat man mir die Leitung der internen Verwaltung übertragen. Um unserem Wachstum weiter Rechnung zu tragen und die Strukturen für weitere Fortschritte zu schaffen, folgte der Aufbau des Maklerserviceteams 2015, des Personalmanagements sowie des Poolservice. Ein weiterer Meilenstein war für mich 2017 die Erteilung von Prokura, was ein echter Vertrauensbeweis für mich war und ist. Ohne ein motiviertes und fachlich sehr gut aufgestelltes Team wäre das natürlich nie möglich gewesen. Inzwischen umfasst mein Team 34 Mitarbeiter sowie zwei Teamleiter.
Die Versicherungsbranche wird als eher männerdominiert wahrgenommen. Haben Sie das aus eigener Erfahrung heraus auch so empfunden? Und sehen Sie selbst dabei Nachteile für Frauen?
Männer und Frauen sind unterschiedlich und führen demnach natürlich auch unterschiedlich. Auch heute noch werden typische männliche Eigenschaften wie beispielsweise Dominanz mit einer erfolgreichen Führungskraft assoziiert – und das war und ist natürlich auch in der Versicherungsbranche so, was es uns als Frauen schwer macht, Fuß zu fassen. Ich sehe aber immer mehr Vorteile und Chancen für uns Frauen. Ein paar unserer großen Stärken als Frauen sind Empathie, Sozialkompetenz und das eigene Bauchgefühl, mit denen wir erfolgreich führen können. Wir Frauen bringen andere, aber nicht weniger wichtige Eigenschaften als männliche Führungskräfte mit. Inzwischen sieht man immer mehr starke Frauen in Führungspositionen, da man genau das erkannt hat und nun immer mehr auf „weibliches Können“ setzt. Klar, die Versicherungsbranche ist immer noch männerdominierter als viele andere Branchen, aber auch hier tut sich viel.
Ich sehe übrigens auch das Mutterdasein nicht als Karrierebremse, ganz im Gegenteil: Als Mutter erwirbt man eine hohe Sachkompetenz und Organisationsgeschick – das hilft einem auch im Beruf! Mein Sohn ist inzwischen 25 Jahre alt und aus dem Haus. Natürlich würde das alles ohne meinen Mann, der mir in vielerlei Hinsicht den Rücken freihält und stärkt, sicher nicht funktionieren. Hier haben wir beide uns sehr gut arrangiert und die Rollen im Laufe der Jahre etwas getauscht. Dafür bin ich ihm auch sehr dankbar. Was ich damit sagen will? Auch mit Kind/-ern kann man als Frau Karriere machen!
Jetzt klingt Versicherung ja von außen weniger spannend, als die Branche wirklich ist. Hand aufs Herz: Was wollten Sie denn wirklich eigentlich mal werden, als Sie noch klein waren?
So genau kann ich das gar nicht mehr sagen… Mal Floristin, mal Gärtnerin und auch mal Tierpflegerin. Ich war als Kind mit meinen Freunden viel in der Natur unterwegs und wir hatten schon immer verschiedenste Haustiere. Daher also meine Liebe zur Natur und den Tieren.
War Ihnen schon immer klar, wo der Weg hinführt?
Nicht wirklich. Ich gehöre zu den Babyboomern und die Lehrstellen waren damals sehr rar. Nachdem die Banken immer am frühesten mit ihren Einstellungstests ins Jahr gestartet sind, habe ich dort mit meinen Bewerbungen begonnen und das hat dann glücklicherweise auch gleich geklappt. Damit war der Weg schon etwas vorgezeichnet, wobei auch meine Stippvisiten in die Baubranche meinen Horizont erweitert haben. Für mich war Stillstand schon immer Rückstand. Ich wollte schon immer etwas bewirken, daher bin ich genau da richtig, wo ich jetzt bin.
Hat Glück bei Ihrem Erfolg eine Rolle gespielt?
Mein großes Glück war es, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Durch das stetige Wachstum musste die VEMA auch in ihren Unternehmensstrukturen mitwachsen. Am Anfang musste man bei der VEMA ja auch irgendwie alles mal machen und so hatte ich schon einen guten Rundumblick über die Aufgaben und Prozesse. Dass ich dann auch die Unternehmensstrukturen mitgestalten konnte, war ein großes Glück für mich. Hier habe ich sehr schnell gemerkt, wo meine Stärken liegen.
Vor welchen großen Herausforderungen standen Sie schon in Ihrer Führungsposition?
Wie ich schon erwähnt habe, war es in den letzten Jahren erforderlich, neue Strukturen im Unternehmen zu schaffen, um weiterhin effizient zu sein. Und das ist ein stetiger Prozess, der sich natürlich auch jetzt immer weiter fortsetzt. Viele Unternehmen sind im „Stillstand“ schon kaputt gegangen. Dem entgegenzuwirken und bestehende Prozesse immer wieder neu zu bewerten, zu überdenken und dann tatsächlich zu ändern, ist auch heute noch eine große Herausforderung und wird es wohl immer bleiben. Aber wir haben das im Team gemeinsam bisher immer gut hinbekommen und trotz unserer Größe etwas „VEMA-Familie“ erhalten. Am Anfang meiner Führungstätigkeit musste ich außerdem erst lernen, wie ich beispielsweise mit Konflikten im Team umgehe. Auch das war für mich eine Herausforderung. Mittlerweile weiß ich: Sofort und direkt ansprechen – damit bin ich bisher immer gut gefahren und konnte die Kuh meist schnell vom Eis holen. Ich spüre mittlerweile recht schnell, wie der andere tickt und kann entsprechend reagieren.
Fühlen Sie sich von Ihren männlichen Kollegen als Führungskraft akzeptiert?
Ja, zumindest geben sie mir das Gefühl. 😉 Aber Spaß beiseite, bei uns wird kein Unterschied zwischen Mann und Frau gemacht, weder bei den Aufstiegsmöglichkeiten noch bei den Gehaltsstrukturen. Das sollte eigentlich überall selbstverständlich sein. Die weibliche Sichtweise bringt in den Führungsrunden einen großen Mehrwert und ich bin mir sicher, dass wir uns im gemeinsamen Austausch immer gegenseitig befruchten können.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Empathisch situativ. Ich lege dabei sehr viel Wert auf die Meinung meines Teams und vertraue jedem einzelnen, dass er jeden Tag sein Bestes gibt. Dabei ist es mir außerdem wichtig, genau diese Wertschätzung an mein Team zu geben und ihnen die Freiräume für eigene Ideen zu ermöglichen.
Wie schätzen Sie die Chancen für junge Frauen in der Branche ein?
Leider haben es Frauen noch immer nicht so leicht wie Männer, im Beruf Fuß zu fassen und Karrierechancen zu ergreifen. Aber der Fachkräftemangel spielt uns da in die Karten und öffnet neue Türen.
Welche Eigenschaften sollten junge Frauen Ihrer Meinung nach mitbringen, um in der Versicherungsbranche erfolgreich zu sein/werden?
Auf jeden Fall zielstrebig, kompromissbereit und ein Teamplayer sollte „Frau“ sein. Sie sollten nicht so bescheiden sein, sondern ihre Stärken in den Fokus stellen. In der heutigen Zeit hat auch das Networking einen hohen Stellenwert bekommen – egal ob bei der Stellensuche oder zum Erfahrungsaustausch. Zudem verstehen sich Frauen in Führungspositionen insbesondere als Motivatoren und sind bestrebt, ihre Rolle stärker als ihre männlichen Kollegen mit fachlicher und sachlicher Führung zu untermauern. Dies wirkt sich positiv auf die Mitarbeitermotivation und das Arbeitsklima aus. Frauen müssen ihre individuellen Eigenschaften einfach als Stärken begreifen und sich bewusst und clever positionieren.
Wie wichtig schätzen Sie Weiterbildung fürs Vorankommen ein?
Weiterbildung ist auf jeden Fall wichtig, weil man sich dadurch auch selbst weiterentwickelt und seine Selbstwirksamkeit stärkt. Man sollte sich aber auf keinen Fall nur auf die fachlichen Themen beschränken, sondern auch die persönlichen und methodischen Kompetenzen stärken, um breiter aufgestellt zu sein.
Was machen Sie im Ruhestand? Wohin verschlägt es Sie? Was sind Ihre Wünsche für die bevorstehende Zeit?
Bis dahin sind es ja noch ein paar Jahre und ich arbeite wirklich mit Leidenschaft und Herzblut. Aber dennoch macht man sich so seine Gedanken…Ich freue mich dann auf mehr Zeit für meine Lieben und mich zum Wandern, Radeln oder im Garten zu werkeln. Zudem kann ich mir gut vorstellen, mich ehrenamtlich sozial zu engagieren, z. B. im Hospizverein.
Was möchten Sie unseren Leserinnen noch mit auf den Weg geben?
Liebe Frauen, nehmt Eure Karriere selbst in die Hand. Springt, wenn nötig, über euren Schatten. Aber fast noch wichtiger ist es, sich nicht verbiegen zu lassen und sich immer treu zu bleiben!