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Doreen Gossert

Doreen Gossert

Liebe Frau Gossert, neben Ihrer erfolgreichen Online-Karriere als Rechtsschutz-Expertin @Dori_Rechtsschutz in den sozialen Netzwerken sind Sie ja hauptberuflich noch immer Bezirksdirektorin. Wie ist Dori als Vorgesetzte? Beschreiben Sie Ihren Führungsstil in drei Worten.
Empathisch, mutig, engagiert

Welche persönlichen Stärken bringen Sie in Ihrer Position weiter?
Eine hohe Kommunikationsbereitschaft, Fleiß und das Durchdenken und Hinterfragen von Themen.

Wie viel Zeit für Arbeiten in Social Media anfallen kann, ist uns nicht fremd. Wie sind für Sie Beruf, Berufung und Privatleben unter einen Hut zu bringen? Wo suchen Sie den Ausgleich zu Teammeetings, Paragrafen und Instaposts?
Ein extrem gutes Zeitmanagement und Listen sind meine täglichen roten Fäden. Im besten Fall mischt sich Privatleben mit beruflichen Ereignissen und Netzwerken. Mein Ausgleich ist definitiv das Reisen, Sport und Yoga. Naja und eben tolle Veranstaltungen und Erlebnisse mit Menschen, die mir Energie geben.

Möchten Sie uns etwas über Ihren Karriereweg erzählen? In Stichworten: Berufswunsch als Kind? Studium/Ausbildung? Aktuelle Position?
Beruflich wollte ich schon immer organisieren und gestalten. Ich glaube, Reisekauffrau fand ich damals toll, als es noch viele dicke Prospekte gab. Mittlerweile bin ich froh, dass mich innerhalb der Versicherungsbranche eines zum anderen geführt hat. In Vieles bin ich reingerutscht und hab manchmal selbst erst nicht geglaubt, dass ich das kann.

Die Versicherungsbranche wird als männerdominiert wahrgenommen. Haben Sie schon einmal Nachteile erlebt, weil Sie eine Frau sind? Wie sind Sie damit umgegangen? Fühlen Sie sich von Ihren männlichen Kollegen akzeptiert?
Ich denke, dass ich dafür sorge, dass man(n) mich akzeptiert. Früher – Anfang 20 – wurde ich im Vertrieb generell unterschätzt oder als Assistenz des Referenten vermutet. Das war mir manchmal "peinlich", aber im Grunde eine gute Schule. Wenn man erst unterschätzt wird, kann man von hinten durch die kalte Küche aufholen und überzeugen. Mittlerweile bin ich gut im Kontern und umgebe mich generell im Vertrieb auch gerne mit den Herren, da es durchaus oft unkomplizierter ist. Die Themen in den Smalltalk-Gesprächen sind nach meinem Empfinden der eigentliche Unterschied für mich. Ich kann bei Fußball und Weinsorten nicht mitreden und finde das Getue darum oft albern. Das Schöne ist, man sucht und findet auch andere interessante Gesprächspartner. Dann klappt auch die Zusammenarbeit folglich unkompliziert und ich muss mich nicht verstellen und eine Rolle spielen.

Aktuell beträgt der Frauenanteil in Führungsebenen im Bundesgebiet rund 28 Prozent, womit Sie in Ihrer Position noch immer eine Ausnahme bilden. Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptgründe für diese geringe Quote?
Die Arbeitszeiten! Ich bin Mama und die stärkste Hürde – gerade mit kleineren Kindern – war das Zeitmanagement: Spontane Umplanungen, Betreuung zuhause, Krankheit und eben auch Zeit fürs Familienleben, kollidierten immer mit den üblichen Zeiten für Termine, Meetings und Veranstaltungen. Ich habe oft nachts im Kinderbett mit Laptop gesessen oder grundsätzlich ein schlechtes Gewissen gehabt, keinem gerecht zu werden. Da hat sich mittlerweile zum Glück mehr getan und seit der Pandemie wissen das auch Männer, die Homeschooling plus Homeoffice erleben mussten. Ich hätte mir damals von meinem Chef mehr Verständnis gewünscht - der konnte sich das halt nur nicht mal vorstellen. Frauen haben eher eine Doppel-Belastung und es wird gerne vergessen, dass sie vom Job in den nächsten hetzen. Mütter (Eltern) sind aber positiv gesehen die perfekt organisierten Mitarbeiter. Führung durch Frauen muss eben zugetraut werden. Frauen führen anders, das macht vielleicht Männern Angst. Ich persönlich denke, ich nehme mir sehr viel gedanklich mit oder emotional an, wenn ich führe. Das belastet manchmal und hier muss ich vermutlich besser werden und abschalten und "trennen".

Die Lohngerechtigkeit ist ein brisantes Thema. Fast überall in Europa verdienen Frauen weniger als Männer mit gleicher Qualifikation. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Das ist vielfältig. In Niedriglohn-Jobs gibt es eben – fatalerweise – den hohen Frauenanteil. Das hat diverse Ursachen (Teilzeit, Bildungswege, Familienherkunft, Prio auf Familienleben, Soft Skills – gerade in "Kümmerberufen" und Pflege). In gleichartigen Jobs verhandeln wir Frauen zu vorsichtig und wir lassen uns scheinbar eher mit anderen "Job-Faktoren" beruhigen. Das muss ja an sich nicht schlecht sein, wenn es um Arbeitsklima, Arbeitszeiten oder Fahrtwege geht. Was ist der Preis für das, was am Job dran hängt? Wenn es vorsätzliche Gender-Pay-Gaps durch die Firma sind, ist es ohne Umschweife ein No-Go. In der Versicherungsbranche löst das größtenteils der Tarifvertrag. Bei Führungspositionen müssen wir Frauen verhandlungssicherer werden. Das Problem ist dann oft die unbekannte Benchmark.

Wir erleben zum ersten Mal nach drei Jahren Veranstaltungen ohne Mundschutz, und auch die letzten Corona-Beschränkungen sind in den letzten Monaten weggefallen. Haben sich Corona und die Restriktionen auf den Geschlechterkampf ausgewirkt? Hat er Frauen womöglich sogar zurückgeworfen?
Das Wort "Kampf" möchte ich weglassen. Alles hat Auswirkungen. Ja, wenn es darum geht, dass alle mal daheim mit Kindern arbeiten "mussten". Schwierig, wenn es an den Frauen hängen blieb und auch aktuell durch Betreuungsnotstand, Erzieher- sowie Lehrermangel weiterhin Auswirkungen gibt. Das ist aber eher ein Problem in der Kombi Familie und Beruf. Frauen haben nach Corona eher Vorteile, da Empathie, Vertrauen und Fürsorge ein ganz wichtiger Faktor wurde, der wieder mehr ins Bewusstsein gerückt ist. Zudem haben sich die Arbeitsmethoden verändert, sodass Remote Work und Online Meetings gängig sind.

Woran scheitern karriereorientierte Frauen?
Ich kenne keine Frau, die gescheitert ist. Das Wort ist auch brenzlig. Vermutlich spielt das Selbstbewusstsein eine Rolle. Es sollte eher respektiert und geachtet werden, wenn jemand fällt, denn diejenige hat es wenigstens versucht. Wichtig ist doch aufstehen, Krone richten und weiter machen. Die Mentalität fehlt in Deutschland generell. Erfolgreiche Menschen, fallen genauso oft wie andere, sie stehen nur schneller wieder auf.

Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich raten, das noch nicht so selbstbestimmt war wie Sie es jetzt sind?
Go for it! Einfach mal machen und nicht so viel in Frage stellen.

Wie schätzen Sie die Chancen für junge Frauen in der Versicherungsbranche ein und welche Eigenschaften müssen junge Frauen mitbringen, um sich in dieser Branche etablieren zu können?
Da sehe ich sehr hohe Chancen. Die Branche ist toll und so vielfältig! Egal in welchem Bereich, können Frauen ihren Anteil einbringen und das Team voranbringen – wenn man sie lässt und sie es sich zutrauen. Also Selbstbewusstsein und Euphorie, wären schon mal gute Skills. Auch Durchhaltevermögen, Bauchgefühl und wiederum Genauigkeit, um stabil zu verhandeln sind hilfreich.

Wie ist es in Ihrem Unternehmen/Ihrer Abteilung um die nachfolgenden weiblichen Generationen bestellt?
Wir haben sowohl im Vorstand und den Leitungsfunktionen einen guten Frauenanteil. Aber ausdrücklich nicht wegen der Quote, sondern weil sie absolute Spitzenkräfte sind. Wertschätzend war zu meiner Einstellung damals die Aussage der Aufsichtsrätin, dass ich ausdrücklich wegen meiner Leistung gewählt wurde. Keine Frau will eine Quotenfrau sein!

Ihr Appell an junge Frauen, die sich für eine Ausbildung/ein Studium in der Versicherungsbranche interessieren:
Macht es! Die Skills, die viele Frauen in sich tragen, werden ausdrücklich gesucht. Egal ob im Innendienst, Vertrieb, Personal, IT etc. – die Branche ist so vielfältig wie ein bunter Schuhladen 😊