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Jessica Bergmann

Jessica Bergmann

Hallo, Frau Bergmann! Wie sind Sie als Chefin? Beschreiben Sie Ihren Führungsstil in drei Worten.
Menschlich.
Auf Augenhöhe.
Leistungsfördernd.

Welche persönlichen Stärken bringen Sie in Ihrer Position weiter?
Zielstrebigkeit.
Überzeugungskraft.
Charmante Hartnäckigkeit.

Wie sind für Sie Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen? Wo suchen Sie den Ausgleich zu Teammeetings und Paragrafen?
Mein Beruf kostet schon sehr viel Zeit, weswegen das Privatleben sicherlich auch mal zu kurz kommt. Das ist aber auch eine Entscheidung, die man für sich selbst trifft - ob man das möchte oder nicht. Für mich ist mein Beruf eben nicht nur eine „Arbeit“ mit der man Geld verdient, um seine Rechnungen zu bezahlen. Es ist eine Tätigkeit, die ich sehr gerne mache und ich für mich persönlich auch viele Dinge daraus ziehe. Es macht mir einfach sehr viel Spaß. Im Privatleben setze ich dann eher Prioritäten und hinterfrage auch, ob ich das jetzt wirklich tun möchte oder es nur ein gewisser Zwang ist. Aber Belastbarkeit ist schon eine gewisse Voraussetzung, die man mitbringen muss, um alles unter einen Hut zu bringen.

Möchten Sie uns etwas über Ihren Karriereweg erzählen? In Stichworten: Berufswunsch als Kind? Studium/Ausbildung? Aktuelle Position?
Eigentlich wollte ich nie in die Versicherungs- oder Bankenbranche – in der Schule hatte ich damals einen eher „eingestaubten“ Eindruck davon. (was sich teilweise bestätigt hat, aber in vielerlei Hinsicht auch nicht) Mein Plan war eigentlich etwas Kreatives zu machen. Der damalige Versicherungsvertreter von meinem Vater hat mich aber dann vor meinem Schulabschluss dazu überredet ein Praktikum in seiner Agentur zu absolvieren. – Ich denke mein Vater hat das damals eingefädelt, bis heute aber nie zugegeben. - Anschließend war ich so begeistert, dass ich die Ausbildung zur Versicherungskauffrau dort begonnen habe. Heute leite ich eine Maklerdirektion der Continentale für alle Produktsparten.

Die Versicherungsbranche wird als männerdominiert wahrgenommen. Haben Sie schon einmal Nachteile erlebt, weil Sie eine Frau sind? Wie sind Sie damit umgegangen? Fühlen Sie sich von Ihren männlichen Kollegen akzeptiert?
Ich habe tatsächlich noch nie Nachteile oder Negatives erlebt. Ganz im Gegenteil - die Continentale hat mich als junge Frau sehr gefördert und mir Möglichkeiten gegeben mich zu entwickeln und mich zu beweisen. Ich habe sehr viel Vertrauen geschenkt bekommen. Das gilt für Vorgesetzte, wie auch für Kollegen. Das Gleiche habe ich bei Vertriebspartnern erlebt - als ich im Maklervertrieb mit 24 Jahren angefangen habe, war mir gegenüber jeder offen. Und da hatte ich wirklich noch so gar keine Ahnung von dem Business.

Aktuell beträgt der Frauenanteil in Führungsebenen im Bundesgebiet rund 28 Prozent, womit Sie in Ihrer Position noch immer eine Ausnahme bilden. Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptgründe für diese geringe Quote?
Grundsätzlich halte ich die Quote für nicht so gering, wenn man einmal überlegt wo wir herkommen, was das Thema Gleichberechtigung angeht und wie sich Frauen die letzten 20 Jahre hinsichtlich ihres Berufslebens überhaupt entwickelt haben. Ich denke, dass es in der Vergangenheit viele Frauen gab, die in dem Berufsleben auch gar keine Erfüllung gesehen haben. Und ich glaube auch, dass es heute noch viele Frauen gibt, die keine Führungsaufgabe übernehmen wollen. Es gibt auch sicherlich einige, die es sich auch nicht zutrauen. Da können sich Frauen auf jeden Fall noch etwas mehr zutrauen.

Die Lohngerechtigkeit ist ein brisantes Thema. Fast überall in Europa verdienen Frauen weniger als Männer mit gleicher Qualifikation. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Ich glaube dieses Thema ist sehr vielschichtig, um sich hier eine konkrete und richtige Meinung bilden zu können. Frauen können und sollten heutzutage auf jeden Fall sehr selbstbewusst sein und auch entsprechende Einstiegsgehälter, wie auch Gehaltserhöhungen fordern.

Hat sich Corona auf den Geschlechterkampf ausgewirkt? Hat er Frauen zurückgeworfen?
Ich denke jeder Mensch ist selbst dafür verantwortlich, ob er sich zurückwerfen lässt oder nicht. Man sollte natürlich darauf achten, dass man auch im Privatleben für Gleichberechtigung steht und hier die gleichen Werte verfolgt, wie man es beruflich tut.

Woran scheitern karriereorientierte Frauen?
Wenn dann an Selbstvertrauen und Mut. Oder sie sind vielleicht auch einfach nur im falschen Unternehmen.

Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich raten, das noch nicht so selbstbestimmt war wie Sie es jetzt sind?
Noch mehr an mich zu glauben!

Wie schätzen Sie die Chancen für junge Frauen in der Versicherungsbranche ein und welche Eigenschaften müssen junge Frauen mitbringen, um sich in dieser Branche etablieren zu können?
Die Chance ist so groß wie noch nie. Das macht mir schon fast ein bisschen Angst. Viele Unternehmen wollen aktuell zwingend Frauen in Führungspositionen – was ich nicht gut finde, wenn die entscheidende Qualifikation auf der Strecke bleibt. Es ist sehr unterschiedlich was man an Eigenschaften mitbringen muss, je nachdem welche Position einen interessiert. Und grundsätzlich unterscheide ich hier auch nicht nach Mann oder Frau - jeder muss für die entsprechende Position geeignet sein. Und ich glaube da müssen wir auch hinkommen, dass es gar nicht mehr darum geht, ob es ein Mann oder eine Frau wird - sondern dass es einfach der bestgeeignete MENSCH wird - egal ob Mann oder Frau.

Wie ist es in Ihrem Unternehmen/Ihrer Abteilung um die nachfolgenden weiblichen Generationen bestellt?
Wir haben tatsächlich im Unternehmen einige Frauen in wichtigen Führungspositionen und speziell auch im Maklervertrieb haben wir viele Frauen im Vergleich zu anderen Unternehmen.

Ihr Appell an junge Frauen, die sich für eine Ausbildung/ein Studium in der Versicherungsbranche interessieren:
Seit mutig, traut Euch Dinge zu und sucht Euch Mentoren und Förderer! – und das würde ich auch jungen Männern raten, die sich für die Versicherungsbranche interessieren.😉