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Miriam Fick

Miriam Fick

Hallo, Miriam noch einmal herzlichen Dank, dass Sie sich bereit erklärt haben, mir ein Interview zu geben. „Klartext statt Klauseln“ lautet das Motto auf der Startseite Ihrer Homepage. Ziemlich direkt. Sind Sie so auch als Chefin?
Ich behaupte ja – direkt, bodenständig und sozial

Welche persönlichen Stärken bringen Sie in Ihrer Position weiter?
Verbindlichkeit, auf Augenhöhe kommunizieren, Humor

Die Leitung eines Unternehmens erfordert Organisation und gutes Zeitmanagement. Verraten Sie uns, wo Sie den Ausgleich zu Teammeetings und Klauseln finden?
Eine gute Freundin, die auch in der Branche arbeitet, hat mir einmal Folgendes gesagt: „Wir operieren nicht am offenen Herzen!“ Daran erinnere ich mich gern, wenn das Postfach mal wieder überzuquellen droht und man meint, es allen sofort Recht machen zu müssen. Zum Ausgleich habe ich einen engen und langjährigen Freundeskreis, mit dem ich viel unternehme und bei dem der Job selten Gesprächsthema ist.

Möchten Sie uns etwas über Ihren Karriereweg erzählen? Kommen Sie aus der Versicherungsbranche oder sind Sie Quereinsteigerin?
Nach der Realschule hätte ich, wie so viele Mädels zu dem Zeitpunkt, am liebsten etwas Kreatives gemacht, aber dazu waren die Stellen zu rar und meine Noten zu schlecht. 😊 Dann habe ich mich für die Ausbildung zur Versicherungskauffrau in dem Maklerbüro entschieden, in dem ich heute noch bin. Ich versprach mir von einem kleinen Unternehmen schlichtweg bessere Übernahmechancen nach der Ausbildung. Richtig „klick“ gemacht hat es aber erst deutlich später, als ich den Fachwirt für Versicherungen und Finanzen gemacht habe und im Anschluss den Bachelor Versicherungswirtschaft. Als ich 25 Jahre alt war, bot mir mein Chef die Mit-Geschäftsführung an, was mich wahnsinnig mit Stolz erfüllt hat.

Die Versicherungsbranche wird als männerdominiert wahrgenommen. Haben Sie schon einmal Nachteile erlebt, weil Sie eine Frau sind?
Ich würde behaupten, dass die Kompetenz einer Frau eher angezweifelt wird bzw. sie sich mehr beweisen muss. Das wird oft von Frauen in männerdominierten Branchen berichtet und dem kann ich zustimmen. Mich hat das aber selten belastet, denn man muss fairerweise sagen, dass es auch Vorteile gibt! Wenn Frau sich bewiesen hat, bleibt sie meiner Meinung nach eher im Kopf. Außerdem bin ich der Meinung, dass Frauen häufiger ein Vertrauensvorsprung gewährt wird – zwischenmenschlich sind wir einfach feinfühliger. 😉 Bei uns gab es das Problem mit der Akzeptanz von mir als weiblicher und dazu noch junger Führungskraft nie und dafür bin ich meinem Team sehr dankbar.

Aktuell beträgt der Frauenanteil in Führungsebenen im Bundesgebiet rund 28 Prozent, womit Sie in Ihrer Position noch immer eine Ausnahme bilden. Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptgründe für diese geringe Quote?
Ich bin der Meinung, dass wir nicht immer alles auf die Männer schieben können und sollten. Ich glaube, Frauen sind aufgrund ihres Naturells oft weniger erpicht auf Führungspositionen und verkaufen sich unter Wert. Dass Männer den weiblichen Kollegen bei ihrer Karriere Steine in den Weg legen, glaube ich nicht, aber die männliche Spezies hat einfach ein anderes Ego und verkauft sich daher oft besser. 😉

Die Lohngerechtigkeit ist ein brisantes Thema. Fast überall in Europa verdienen Frauen weniger als Männer mit gleicher Qualifikation. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Das ist natürlich nach wie vor beschämend. Ich glaube Frauen sollten bei Lohngesprächen besser verhandeln und sich zutrauen mehr zu fordern. Wir brauchen mehr Selbstbewusstsein.

Woran scheitern karriereorientierte Frauen?
Hm, ich bin unsicher. Oft wird das Argument Familie eingeworfen. Ich denke jedoch, wenn der Partner und das familiäre Umfeld mitspielten, ließe sich das unter einen Hut bringen. Aber natürlich stellt man sich dann die Frage, ob es das wert ist. Bei Umfragen nach den Wünschen von Menschen kommt immer wieder als häufige Antwort: Mehr Zeit. Wenn Zeit generell schon ein knappes Gut ist, stellt sich immer auch die Frage, wofür man diese verwenden möchte – eine Karriere kostet einiges davon. Die andere Seite ist vielleicht, dass wir Frauen es uns gegenseitig schwer machen. Carolin Kebekus hat mal gesagt, dass Frauen andere Frauen immer als Konkurrenz sehen würden. In jedem Buch oder Film gibt es schließlich immer nur eine weibliche starke Figur und es wirkt, als wäre kein Platz für eine weitere. Das ist vielleicht im Job auch der Fall. Es braucht mehr Solidarität.

Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich raten, das noch nicht so selbstbestimmt war wie Sie es jetzt sind?
Nicht von vermeintlichen "Überfliegern" verunsichern lassen. Im Laufe der Jahre stellt man fest, dass viele davon eher das Handtuch werfen als man vermutet hätte.

Wie schätzen Sie die Chancen für junge Frauen in der Versicherungsbranche ein und welche Eigenschaften müssen junge Frauen mitbringen, um sich in dieser Branche etablieren zu können?
Als sehr gut! Unabhängig vom Geschlecht: Die Chancen für junge Menschen stehen meiner Meinung nach so gut wie noch nie. Die Bevölkerung wächst, die Versicherungsfachkräfte werden weniger und Beratung wird auch in Zukunft nachgefragt werden. Die einzige Hürde ist, sich nicht vom Image oder vom Umfeld verunsichern zu lassen und die Ausbildung anfangen!

Wie ist es in Ihrem Unternehmen/Ihrer Abteilung um die nachfolgenden weiblichen Generationen bestellt?
Bei uns im Betrieb wurden schon immer Frauen ausgebildet. Momentan haben wir wieder eine weibliche Auszubildende. Aber über unseren einzigen männlichen Kollegen sind wir sehr dankbar, denn die Mischung machts! 😊

Ihr Appell an junge Frauen, die sich für eine Ausbildung/ein Studium in der Versicherungsbranche interessieren:
Traut euch und geht unbefangen an die Sache ran. Entweder es ist euer Ding oder ihr seid um eine Erfahrung reicher. 😉